wetter.net

Australien im Ausnahmezustand

Seit Wochen brennen Wälder, Busch- und Grasland in Australien. Und kein Ende in Sicht. Immer neue Hitzewellen und die seit vielen Monaten anhaltende Trockenheit führen nun zur Katastrophe. Im Osten und Süden wurde teilweise der Ausnahmezustand ausgerufen.

Australien kocht und brennt. Ein Temperarturrekord jagt den nächsten. Zudem brennt es an mehr als 140 Stellen in Australien. Riesige Feuerwalzen haben bereits eine Region in der Größenordnung von Bayern zerstört. Mehr als 18 Tote sind bislang zu beklagen, ein halbe Milliarde Tiere sollen Schätzungen zufolge durch Feuer und Rauchvergiftung umgekommen sein. Der wirtschaftliche Schaden wird schon jetzt auf einige Milliarden Euro geschätzt, Tendenz steigend – von der unbezahlbaren Flora und Fauna ganz abgesehen.

Erst am Samstag waren die Temperaturen in Sydney am Flughafen auf 42 Grad gestiegen, landeinwärts nähern sich die Temperaturen oft der 50-Grad-Marke. Und Regen Fehlanzeige. Zwar gibt es zwischendurch immer wieder kräftige Abkühlung mit Seewinden, doch die großen Temperaturunterschiede zwischen der unmittelbaren Küstenregion und dem Landesinneren verstärken die Winde, die wiederum die Feuer anfachen.

Dichter Rauch hängt über den Metropolen von Sydney und Melbourne. Die Schadstoffbelastung in der Luft liegt dort dadurch um mehr als das Zehnfache über den zulässigen Grenzwerten. Doch das Gruseligste daran ist, dass die eigentliche Saison für Wald- und Buschbrände mit den Hochsommermonaten Januar und Februar eigentlich erst noch bevorsteht.

Inzwischen wurden rund 3000 Reservisten eingezogen, um die erschöpften Feuerwehrleute bei der Bekämpfung der zahllosen außer Kontrolle geratenen Brände zu unterstützen. Brände gab es dort fast jedes Jahr, doch mit steigenden Temperaturen und fehlendem Regen dauern die Brände immer länger und sind immer zerstörerischer. Weitere Ursachen sind im Verhalten des Menschen zu suchen, beispielsweise die rücksichtslose Abholzung der Wälder zugunsten von Weideland, wo – wie auch im Amazonasbecken - der weit überhöhte Fleischkonsum der Industrieländer ins Spiel kommt.

Die Abholzungen verringern die Verdunstung und verstärken damit das Ausbleiben des Regens. Rund die Hälfte des seit Jahrzehnten rückläufigen Regenangebots ist Experten zufolge auf die übermäßig starke Abholzung zurückzuführen. Außerdem sind die abgeholzten Flächen auch verstärkt Wind und Wetter ausgesetzt, also der gnadenlosen Aufheizung und tiefgründigen Austrocknung durch die Sonne. Das fördert die Ausbreitung der Feuersbrünste. Eine Spirale der Selbstverstärkung kommt in Gang….

Auch sonst tut die Regierung Australiens nichts dafür, um der Krise zu begegnen, im Gegenteil. Sie setzt auf die Kohlenutzung bis zum bitteren Ende, obwohl sich die unendlichen Flächen Australiens im Landesinneren mit fast pausenlosem Sonnenschein geradezu in idealer Weise für den Aufbau einer nachhaltigen Stromversorgung durch Sonnenenergie eignen würden.

In den nächsten Tagen sind einige Schauer- und Regenwolken unterwegs, doch es steht zu befürchten, dass es beim berühmten Tropfen auf den heißen Stein bleibt.