Doch nicht allein die einstige Stadtplanung ist ein Problem. Der Klimawandel wird zugleich von der modernen Gestaltung in den Städten vorangetrieben. Pflegeleichte, doch wenig natürliche Steingärten, groß angelegte private Parkplätze auf den Grundstücken, der Hang zu ordentlichen Rasen- statt Wiesenflächen mit Büschen und Sträuchern fördern die Problematik:
Steingärten: Sie versiegeln die Flächen zusätzlich oder teilweise, doch ist eines der größten Probleme die Gestaltung an sich. Vielfach werden die Gärten mit dunklen Steinen angelegt, was wiederum zu einer übermäßigen Erwärmung und der langsamen Abgabe der Hitze führt. Durch die sparsame Begrünung fehlen wiederum Büsche und Bäume, die für nötige Abkühlung sorgen könnten.
Rasenflächen: Für ordentliche Rasenflächen wird der Boden nicht nur verdichtet und mit einer Drainage versehen, es werden auch Gräser eingesetzt, die keinerlei biologischen Nutzen haben. Durch die Anlage der Rasenflächen entstehen wiederum Flächen, die nur schwer oder langsam Wasser aufnehmen, dafür sind sie sehr pflegeintensiv. Denn das Gras muss bewässert werden, da die Wurzeln kaum in tiefere Schichten vordringen. Natürliche Wiesen, die nicht selten mit Gebüsch und Sträuchern versehen sind, überstehen heiße trockene Tage unbeschadeter. Durch die Vielzahl der Grassorten und Pflanzensorten bleibt der Boden relativ aufgelockert und kann auch schwere Regenfälle besser aufnehmen. Zugleich sorgen die tief verwurzelten Sträucher oder Büsche dafür, dass der Boden nicht fortgeschwemmt werden kann.
Künftig wird es in den Metropolen durch den Klimawandel zwei besondere Gefahren geben. Die erste wird von der Hitze beschrieben, die durch die stickige Luft ohne größeren Luftzug vermehrt zu Hitzschlägen führen wird. Da die Hitze auch noch von den Häusern, dem Boden und den Gärten abgestrahlt wird, verstärkt sich das Problem und bleibt selbst in den Nachtstunden erhalten.
Die zweite Gefahr ist das Wasser. Während in Dürreperioden schlichtweg nicht ausreichend Wasser vorhanden sein könnte, werden schwere Regenfälle und Extremwetterlagen zu Überschwemmungen und Flutszenarien führen.
Wie können Städte gegensteuern?
Mittlerweile haben sich etliche Städte auf die Agenda geschrieben, aktiv zu werden. So riefen viele Städte und Kommunen den „Klimanotstand" aus, der es ihnen wiederum ermöglicht, Veränderungen durchzuführen. Gefordert sind die Stadtplaner, denn sie müssen das moderne städtische Leben mit dem Klima- und Zukunftsschutz in Einklang bringen. Aber welche Maßnahmen gibt es?
1. Flächen entsiegeln
Das große Ziel ist die Durchlässigkeit des Bodens wiederherzustellen und zugleich zu verhindern, dass weitere Flächen im großen Rahmen versiegelt werden. Dieses Ziel ist schwierig zu erreichen, denn es sind zugleich neue Wohnungsbauprojekte gefordert und Häuser jeglicher Art führen zu einer Flächenversiegelung. Dennoch gibt es Lösungen:
Parkplatzgestaltung: Asphaltierte Flächen können abgetragen und neu aufgebaut werden. Die Maßgabe ist schlichtweg, keine undurchlässigen Stoffe zu nutzen, sondern den Untergrund zuerst zu lockern, dann mit speziellen Gitter- oder Rasengittersteinen zu versehen, die schließlich mit einem wasserdurchlässigen Sand-Schottergemisch aufgefüllt werden. Durch die Gitter wird die Füllung nicht mehr verdichtet, wenn der Platz befahren wird. Regenwasser kann also im großen Maß abfließen.
Spezielle Mischungen: Es gibt längst wasserdurchlässige Asphaltmischungen. Diese könnten auf Hauptstraßen genutzt werden. Das Problem an den Mischungen ist ihr im Vergleich sehr viel höherer Preis. Als einzige Lösung taugen sie allerdings auch nicht, denn die Durchlässigkeit ist durch die spezifischen Anforderungen, die ein Straßenbelag zu erfüllen hat, eingeschränkt.
Planungen: Steingärten werden bereits in mehreren Städten und Gemeinden verboten, wobei sich das Verbot nur auf die Neuerrichtung bezieht. Bestehende Steingärten dürfen bleiben oder genießen eine Übergangsfrist. Allerdings werden die Bauanträge für neue Wohnhäuser oder Firmengebäude generell strengere Anforderungen zu erfüllen haben. Die Flächenversiegelung muss auch im Bauwesen verringert werden, was wiederum für private Bauherren bedeuten kann, dass sogar der Parkplatz vor dem Haus mit einem speziellen Untergrund gestaltet werden muss.
Die Städte sind bereits im Wandel. Der Individualverkehr steht bei der Entsiegelung von Flächen ebenfalls ständig im Mittelpunkt, denn er ist es, der die Versiegelung großer Flächen erfordert. Straßen, Parkplätze, Zubringer – es könnte möglich sein, dauerhaft auf einige von ihnen zu verzichten.
2. Grünflächenanteil erhöhen
Diese Maßnahme geht Hand in Hand mit der Entsiegelung von Flächen. Allgemein mussten in den vergangenen Jahrzehnten viele Bäume in den Städten den Straßen oder Gebäuden weichen, andere wurden entfernt, da es die Sicherheitsbestimmungen so verlangten. Das Problem offenbart sich im Sommer: Ohne natürliche Schattenspender heizt sich die Stadt noch deutlich auf, zugleich wird die Luftqualität gemindert. Aber welche Lösungen gibt es?
Grundlösung: Der Bestand an Grünflächen, Büschen und Bäumen muss wieder erhöht werden. Etliche Städte gehen längst dazu über, alte brachliegende Industrie- und Gewerbeflächen zu renaturalisieren und somit neue Grünflächen zu schaffen. Solche Brachflächen liegen jedoch selten in den Städten direkt, sodass dort weitere Lösungen gefunden werden müssen.
Stadtbild: Es müssen kleinere Grünflächen geschaffen werden. Selbst in den Innenstädten ist dies möglich, indem schlichtweg entsprechende Gartenparzellen errichtet werden. Zugleich müssen neue Bäume und andere Schattenspender gepflanzt werden. Was hierbei wichtig ist, ist, dass die Pflanzstelle nicht erneut versiegelt, sondern möglichst begrünt wird.
Vertikale Lösungen: Grünflächen brauchen nicht ausschließlich auf dem Boden zu entstehen. International machen es Städte vor, wie die vertikale Gartenlösung funktioniert. Hauswände werden zu hängenden Gärten, Dächer werden begrünt.
Diese Lösungen verhindern zugleich, dass sich Hausfassaden derartig aufheizen und die Hitze wiederum abgeben.
Es genügt allerdings nicht, schlichtweg irgendeinen Baum oder Strauch zu pflanzen. Das Projekt muss zukunftsorientiert geführt werden.
3. Grünflächen richtig bepflanzen
Der Englische Rasen löst keine Klimaproblematik. Bestehende oder neu geschaffene Grünflächen müssen gut und korrekt bepflanzt werden, damit die Vorteile zur Geltung kommen:
Wiesen: Natürliche Wiesen stehen weit über normalen Rasenflächen. Allein aufgrund des Insektensterbens sind solche Wiesen mit Wild- und Wiesenblumen unheimlich wichtig. Zugleich zeigen sich solche Wiesenmischungen auf Dauer robuster gegenüber der Witterung und dem Klima.
Sträucher: Ziersträucher haben keinen großartigen Wert für die Umwelt und tragen somit auch nicht zum Klimaschutz in den Städten bei. Nützliche Sträucher, die Insekten und Tieren einen Unterschlupf bieten, schützen zugleich den Boden vor der Austrocknung und besitzen tiefe Wurzeln, die bei Starkregen das Abschwemmen des Erdreichs verhindern.
Streuobstwiesen: Sie sind eine wunderbare und gleichfalls attraktive Lösung. Selbst in Parkanlagen können Streuobstwiesen angelegt werden und den Park wiederum auflockern.
Bäume und Pflanzen: Generell muss heute schon überlegt werden, welche Bäume und Pflanzen künftig in den Städten überleben können. Baumarten, die sich in den vergangenen Jahren als krankheits- und hitzeanfällig erwiesen haben, dürfen keineswegs in das Klimakonzept mit aufgenommen werden.
4. Baumbestand pflegen und erweitern
Immer da, wo Grünflächen entstehen und Bäume gepflanzt werden, ist eine entsprechende Pflege notwendig. Wenn auch nicht mehr in dem Sinn, wie es bislang geschah – nämlich den Rasen ordentlich mähen und die Bäume und Sträucher deutlich zurückschneiden, damit sie ästhetisch wachsen.
Insgesamt ist der Baumbestand in Deutschlands Städten rückläufig. Zudem wachsen Bäume in der Stadt wesentlich schneller als in Landregionen, doch altern die Pflanzen ebenso rascher. Umso dringender ist eine gute Pflege der vorhandenen Bäume und ein stetiges Erweitern des Baumbestands. In der Stadt sind die Bäume bestimmten Stressfaktoren ausgesetzt, die sich auf ihren Bestand auswirken:
Bodenbeschaffenheit: Der Boden ist in den Städten häufig mit Baumaterialien, Trümmerschutt, Sand oder Asche versetzt. Zugleich herrscht eine hohe Bodenverdichtung. Die Bepflanzung muss auf diese Bodenverhältnisse abgestimmt und entsprechend gepflegt werden.
Hundeurin: Die Bäume tragen dauerhaft Schäden durch die im Urin befindlichen Substanzen bei, was zu Fäulnis oder Pilzbefall führen kann. Zugleich überdünkt der Boden. Zur Baumpflege gehören nun auch Maßnahmen, die den Boden vor der Übersäuerung schützen.
Weitere Gefahren: Mechanische Einwirkungen sind im Stadtgebiet häufig. Autos fahren Bäume an, wobei dies mit Schutzvorrichtungen verhindert werden kann. Bauarbeiten im Erdreich oder an Oberleitungen gefährden einen Baum jedoch zusätzlich, da hierbei oft Wurzeln oder Äste beschädigt werden.
Aber welche Bäume eignen sich als Stadtbaum? Die Antwort liegt in Gewächsen, die robust gegenüber den stadttypischen Stressfaktoren sind und die sich dem Klima angepasst haben. Es gilt daher, Straßenbäume zu finden, die sowohl mit Trockenheit und Hitze auskommen, aber auch Frost überstehen. Zugleich müssen sie eine geeignete Wuchsform haben - tiefhängende Äste sind in der Stadt nicht hinnehmbar. Es gibt längst Projekte, die sich dieser Frage annehmen. Natürlich sollen alte Bäume möglichst erhalten bleiben.
Ein zentrales Thema wird künftig die Wasserversorgung der Stadtbäume sein. Während bei Neuanlagen durchaus Bewässerungsmöglichkeiten integriert werden können, muss für Bestandsbäume eine andere Lösung gefunden werden. Zuletzt setzten einige Städte auf Wassersäcke, die direkt am Stamm des Baumes befestigt wurden.
Deutsche Städte und ihre Klimaaussichten
Vom Klimawandel wird viel gesprochen. Eigentlich weiß jeder, dass mit ihm Probleme einhergehen, doch wirklich greifbar sind solche Veränderungen kaum. Welche Auswirkungen hat die Erderwärmung für einen selbst? An einem stürmischen Regentag im Winter klingt die Vorstellung von zwei Grad mehr nahezu wunderbar und warme Sommer mit Hitzetagen sind doch der Grund, weshalb wir alle in den Urlaub fliegen.
Was auf den Sommerurlaub sicherlich zutrifft, ist als dauerhafter Zustand global jedoch eine Katastrophe. Letztendlich gibt es nicht die eine Folge, denn die erste Folge führt zur nächsten – eine Kettenreaktion beginnt. Die wird sich auch auf Deutschland gesamt und die eigene Stadt auswirken. In dem Buch „Deutschland 2050" beschreiben zwei Autoren, zu welchen Erkenntnissen sie gemeinsam in Gesprächen mit Forschern, Wissenschaftlern und anderen Experten kamen. Zu welchen Schlüssen kamen sie? Auf Deutschland insgesamt bezogen beispielsweise auf diese Aspekte und erklärten sie im Interview:
Temperatur: Rund um das Jahr 2050 wird es in Deutschland während der Sommermonate oftmals Temperaturen von über 40 Grad Celsius geben. Doch gerade die Nächte werden zu einer Belastung, denn sie sind vermehrt tropisch.
Dürre: Sie wird häufig vorkommen und länger anhalten. Es ist wahrscheinlich, dass es nun zu ersten Wasserknappheiten kommt und der Wasserverbrauch drastisch eingeschränkt werden muss.
Meer und See: Das Baden könnte durch die erhöhten Wassertemperaturen gefährlich werden. Bakterien und Algen werden zunehmen.
Berge und Landschaften: Schwindet der Permafrost, werden Berge nicht länger von Eis stabilisiert. Das bloße Wandern in den Bergen könnte somit gefährlich werden.
Die Folgen sind natürlich noch weitreichender, denn das gesamte Landschaftsbild wird sich in Deutschland verändern. Die andere Frage, die sich viele Bürger stellen, ist, was eigentlich mit ihrer unmittelbaren Region geschieht. Wie also verändert sich das Klima genau?
Der Norden: Selbst wenn einzelne Karten keine absolute Aussagekraft haben und teilweise auf falsche Angaben setzen, so ist davon auszugehen, dass der Norden vermehrt mit Überflutungen zu rechnen hat. Das trifft die Nordseeküste von Schleswig-Holstein und Niedersachsen, aber auch Hamburg und Bremen. Laut einer Studie aus Zürich wird vermutet, dass die Temperatur in Hamburg mit der vom heutigen Mittelitaliens vergleichbar ist. Als Referenzpunkt wird der Kleinstaat San Marino genutzt.
Der Osten: Die Temperatur in Berlin steigt und Australien kommt der deutschen Hauptstadt näher - zumindest klimatisch. Schon heute hat der Osten Deutschlands mit Dürre zu kämpfen. Steigen die Temperaturen weiter, so werden Dürreperioden noch häufiger auftreten und Wassermangel wird ein massives Problem der dort lebenden Menschen sein.
Der Westen: Das Klima ähnelt dem vom Hamburg. Es wird also ebenfalls wärmer, zudem könnte Hochwasser häufiger vorkommen. Auf der anderen Seite steht die Dürre, den lange Trockenperioden sind wahrscheinlich. Daraus hingegen ergeben sich massive Schwierigkeiten, denn die Industrie im Rhein-Ruhr-Gebiet kühlt oft mit Flusswasser, welches sich erwärmen wird. Da die Flüsse schon in den letzten Trockenperioden teils sehr wenig Wasser führten, brechen die Lieferketten auf dem Wasser zusammen.
Der Süden: Je südlicher gelegen, desto wärmer wird die Zukunft. München ließe sich wohl mit Mailand vergleichen. Ausbleibender Frost, fehlender Schnee im Winter und hohe Sommertemperaturen werden das Landschaftsbild verändern. Viele Regionen des Südens sind auf Tourismus aufgebaut, der in seiner heutigen Form künftig undenkbar ist: Wanderungen in den Bergen sind gefährlich, Skifahren ist nicht mehr möglich.
Auf Deutschland kommen im Zuge des Klimawandels demnach durchgreifende Veränderungen zu. Neben Klimaschutzmaßnahmen wird es somit auch immer wichtiger, sich den drohenden Veränderungen entsprechend anzupassen.
Fazit: Die Städte müssen reagieren
Es ist nur noch schwer möglich, den Klimawandel komplett aufzuhalten oder ihn stark zu verlangsamen. Selbst wenn die hehren Ziele der Länder und Staaten eingehalten werden, sind viele Veränderungen längst im Gange. Die Städte müssen also heute reagieren, um auch künftig lebenswert bleiben zu können. Wenn sich an den Folgen nichts ändern lässt, so muss vor Ort eine Stadt geschaffen werden, die auf die Zukunft vorbereitet ist. In etlichen Städten werden Hausfassaden schon in hellen Farbtönen gestrichen. Auch das ist ein wichtiger Anfang, denn im mediterranen Raum sind helle oder weiße Fassaden absolut gängig, um die Hitze erträglicher zu machen.