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Nach dem Gewitter-Unglück in der Hohen Tatra: Verhalten bei Gewitter im Gebirge

Ein heftiges Gewitter hat am Donnerstag die Hohe Tatra zwischen Polen und der Slowakei überquert – mit verheerenden Folgen: Mindestens 5 Menschen sind gestorben, mehr als 150 verletzt. Doch wie soll man sich eigentlich bei Gewitter im (Hoch-) Gebirge verhalten?

Es war eine wahrscheinlich eine äußerst unglückliche Kettenreaktion, die da am Donnerstag in der Hohen Tatra auf polnischer und slowakischer Seite geschah: Bei einem schweren Unwetter mit Blitzschlag und Regen, das Augenzeugen zufolge sehr rasch aufzog, schlugen Blitze in das Gipfelkreuz des Giewont-Bergmassivs (1895 Meter) bei Zakopane ein. Außerdem schlug ein Blitz in die Metallkette ein, die Wanderer zum Aufstieg auf den Berg als Sicherung nutzen.

Unglücklicherweise waren am Donnerstag sehr viele Wanderer auf und an dem Bergmassiv unterwegs als das Gewitter niederging. Während einige Wanderer richtigerweise beim Verdunkeln des Himmels, spätestens aber bei den ersten Blitzen, zurück ins Tal gingen, stiegen auch viele Kletterer einfach weiter aufwärts und gerieten so ins Unglück. 5 Wanderer/Bergsteiger, darunter auch 2 Kinder, kamen unmittelbar durch den Blitzschlag ums Leben. Weitere 150 (!) Menschen wurden durch die Druckwelle, durch Steinschlag, durch Abrutschen und möglicherweise auch durch eine entstandene Panik unter den Wanderern verletzt. Die genauen Vorgänge dazu sind derzeit Teil der staatsanwaltlichen Ermittlungen.

Doch wie soll man sich eigentlich im (Hoch-)Gebirge verhalten, wenn ein Gewitter aufzieht? Wer eine Wanderung oder Klettertour plant, sollte sich unbedingt vorab über die Wetterbedingungen vor Ort informieren, beispielsweise bei der Bergwacht. Darüber hinaus ist es sinnvoll, etwas Kenntnis über die verschiedenen Wolkenarten zu haben, denn so kann man während der Tour schneller einschätzen, ob die aufziehenden Wolken harmlos bleiben oder gefährlich werden könnten. Sind laut Wettervorhersage Gewitter für den Nachmittag/Abend angekündigt, plant man die Route so, dass man zur Mittagszeit wieder zurück im Tal oder in einer Schutzhütte ankommt. Das bedeutet zwar zeitiges Aufstehen, doch Sicherheit geht definitiv vor! Kenntnisse über Berghütten, die Schutz bieten können, sind ebenso wichtig wie Wetterkenntnisse.

Gefährlich wird es, wenn man sich beim Gewitteraufzug an exponierten Stellen wie Bergrücken, Graten oder Einzelerhebungen wie Gipfelkreuzen oder Bäumen befindet. Auch Wasserläufe/Wasserfälle sind bei Gewitter gefährlich, ebenso Drahtseilversicherungen. Allerdings: Man muss immer abwägen, ob man sich bei Gewitter mit seinem Karabiner aus einer Drahtseilversicherung aushakt, um den Kontakt zum Metall zu unterbinden, sich aber dadurch der Gefahr eines Absturzes aussetzt. Immerhin sterben mehr Menschen pro Jahr im Gebirge durch Absturz als durch Blitzschlag. Wer keine Schutzhütte rechtzeitig mehr erreichen kann und sich so auf einer freien Fläche befindet, sollte sich mit geschlossenen Beinen zusammenkauern und möglichst den Rucksack als isolierende Unterlage benutzen.

Nischen in Felsen oder Höhlen sind durchaus legitim, um sich kurzzeitig unterzustellen, allerdings besteht hier die Gefahr von Steinschlag. Daher sollte man die Felsen stets um Auge behalten und – wenn man ihn dabei hat – den Helm auf dem Kopf lassen.

Übrigens, wenn Sie eine Bergtour planen, geben Sie in Ihrer Unterkunft beim Aufbruch Bescheid, wohin ihre Tour Sie führen wird und wann Sie planen, zurück zu sein. Im Ernstfall kann so nach Ihnen gesucht werden und einen hoffentlich positiven Ausgang nehmen.