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Unseriös: Extremwinter durch Polarwirbel!

Meldungen über einen Extremwinter aufgrund eines schwächelnden Polarwibels machen die Runde. Angeblich sollte nun schon Anfang November der Winter zuschlagen. Wir erklären wieso das wissenschaftlich nicht seriös ist.Derzeit macht eine sehr spannend klingende Wetter-Story die Runde durch die Medien: Aufgrund einer "Störung" des sogenannten Polarwirbels stehe uns sehr wahrscheinlich ein sehr kalter Winter bevor. Es war sogar davon die Rede, dass er bereits Anfang November zuschlagen solle.

Die Story klingt sicherlich interessant und liest sich gut, nur leider darf man die ganze Sache nicht allzu ernst nehmen. Jedes Jahr aufs Neue wird versucht aus der Struktur des Polarwirbels herauszulesen wie unser Winter werden wird, nur leider haut das in den seltensten Fällen hin. Das sieht man auch aktuell. Der aufgrund eines schwächelnden Polarwirbels angekündigte frühe Wintereinbruch im November ist ebenso nicht in Sicht, wie ein insgesamt zu kalter Winter.

Der Polarwirbel und sein Verhalten ist EINE Komponente in einer ganzen Reihe von Komponenten die Einfluss auf unser Winterwetter haben. Man muss alle Komponenten in der Summer betrachten. Daher halte ich die aktuell kursierenden Gerüchte über einen Eiswinter, nur weil sich der Polarwirbel anders verhält für wissenschaftlich unseriös.

Ganz im Gegenteil: Führende nationale und internationale Wetterdienste wie der Deutsche Wetterdienst und der US-Wetterdienst NOAA gehen eher von einem zu milden Winter aus. So wollen es zumindest die Klimamodelle. Von eisiger Kälte für ganz Europa ist da keine Spur. Und hier sind wirklich echte Klimamodelle im Einsatz, die viele verschiedene Komponenten mit einbeziehen, unter anderem eben auch den Polarwirbel, aber noch viele mehr. Wetter und Klima sind eben ein komplexes System.

Laut dem renommierten US-Wetterdienst NOAA könnte der Winter in Europa um bis zu 2 Grad wärmer ausfallen als normal. Für Osteuropa werden stellenweise sogar positive Abweichungen von bis zu 3 Grad berechnet.

Laut den Meldungen einiger Wetterportale sollte es ja nun schon im November wegen diesem angeblichen Polarwirbelsplit zu einem ungewöhnlich frühen Winterauftakt mit Eis und Schnee kommen. Doch dieser ist zumindest in den ersten zehn Novembertagen nicht in Sicht. Wir erreichen für die Jahreszeit völlig normale Werte.

Es kann zwar auch mal in den Mittelgebirgen Schneeflocken geben, aber: Schnee im November in den Mittelgebirgen ist nun wirklich keine ungewöhnliche Angelegenheit. Das ist völlig normal. Selbst bis zum Ende des Trendzeitraums den die Wettermodelle derzeit berechnen ist kein Wintereinbruch bis ins Flachland ins Sicht. Und dabei sprechen wir bereits von einem Zeitraum bis zum 18. November.

WAS IST EIGENTLICH DER POLARWIRBEL?

Der Polarwirbel ist im Winter eine Region tiefen Luftdrucks in der unteren Stratosphäre, welches über den Polarregionen liegt. Kommt es zu einer Teilung dieses Polarwirbels KANN dies bei uns Kälte bedeuten. Denn in der Folge würde sich dann sehr kalte Luft bis zu uns nach Mitteleuropa in Bewegung setzen. Bisher tut sie das aber nicht. Sie bleibt bei Russland liegen und bewegt sich nicht wirklich zu uns nach Mitteleuropa. Das zeigt auch der nachfolgende Temperaturtrend für das östlich gelegene Berlin. Selbst Nachtfrost wird hier bis zum 9. November kaum berechnet, geschweige denn ein früher Winterstart.

Fazit:

Ein mögliche Veränderung des Polarwirbels KANN ein Indiz von vielen sein, wie der Winter werden könnte. Das eist aber nur ein einzelner Sachverhalt von vielen der bei der Entwicklung des Winterwetters eine Rolle spielen könnte.

Nochmal: Es fließt auch die Entwicklung des Polarwirbels bei den Klimamodellen des US-Wetterdienstes NOAA mit ein und trotzdem kommt man dort weiterhin zu der Erkenntnis, dass der Winter eher zu warm als zu kalt ausfallen könnte.

Warten wir es einfach ab!