Simon Schöfl
Warum ist es dieses Jahr so kühl und wo ist die Wärme? Fällt der Sommer aus?
Schon seit Wochen hat sich die Wetterlage festgefahren, und sowohl Hoch-, als auch Tiefdruckgebiete bewegen immer wieder kalte, polare Luftmassen zu uns, die mal trockener, mal maritimer mit Schauern sind.
Besonders seit dem Mai dominieren die feuchten Luftmassen, sodass mehr Wolken die Sonne verdecken und es immer wieder nass wurde. Der Vorteil: Im Gegensatz zu den kalten Hochs gibt es keine Nachtfrostgefahr, zusätzlich tut der ständige Regen in Verbindung mit der schwachen Verdunstung aufgrund der kalten Temperaturen und verdeckten Sonne der angeschlagenen Natur gut. Trotzdem ist, besonders in diesem Jahr, bei vielen der Wunsch nach beständigem Frühlingswetter Wetter groß und wirft gerne die Frage auf, wieso ist es dieses Jahr so kühl? Und fällt der Sommer dieses Jahr aus?
Die beständig kühle Wetterlage ist in diesem Frühling sehr außergewöhnlich, denn schon seit März hält diese an. Jedoch gab es im März zum Monatswechsel immerhin nochmal für ein paar Tage eine warme und sommerliche Phase, im April gab es dies bis auf den ersten Tag dann gar nicht mehr. Trotzdem konnte der April trotz kalter Temperaturen beim Sonnenschein noch punkten. Doch der Mai hält sich nun auch beim Sonnenschein zurück. Immerhin: Ein sehr kurzes hochsommerliches Intermezzo mit Temperaturen bis 30 Grad gab es schon, das entschuldigt aber nicht, dass es an fast allen anderen Tagen des Monats verbreitet mit nur 15 Grad recht kühl war, besonders weil sich das noch bis zum Ende des Monats so fortsetzt.
Der Grund für diese Wetterlage liegt an der Polarfront, bzw. dem Jetstream, der zurzeit sehr weit südlich über dem Mittelmeerraum verläuft. Der Jetstream trennt oft warme von kühlen Luftmassen in Verbindung mit den dazugehörigen Druckgebilden, sodass wir uns beständig auf der kalten Seite befinden. Doch andernorts muss die Wärme natürlich hin, und zwar weiter nordöstlich von uns: Über Russland, Finnland und Westsibirien. Hier reicht der Jetstream weit nach Norden und bewegt heiße Luft bis ans Nordpolarmeer, hier ist es viel zu heiß für diese Jahreszeit. Bleibt es bei der Wetterlage in Verbindung mit Trockenheit, sind dort im Sommer teils massive boreale Waldbrände zu erwarten. Wir sehen also, die Wärme ist da, nur nicht bei uns.
Deswegen jetzt den Sommer abzusagen ist aber falsch, denn Wetterlagen können sich schnell umstellen und ebenfalls festsetzen, und dann Winde genau von der anderen Seite bringen. Hier lassen sich Vergleiche mit 2019 ziehen: Der Mai war damals ähnlich wie der diesjährige sehr kühl, nass und grau bei einer ähnlichen Wetterlage. Vielerorts gab es nur einen oder gar keinen Sommertag, geschweige denn Hitzetag. Doch im Juni änderte sich das grundlegend: Heiße Luftmassen aus Süden dominierten das Wettergeschehen, im Osten war es mit bis zu 28 Sommertagen fast im gesamten Monat tagsüber über 25 Grad warm, die Hälfte der Tage knackte sogar die 30 Grad. Zum Monatsende wurde sogar mit knapp 40 Grad ein neuer Rekord aufgestellt, und auch die Durchschnittstemperaturen waren auf Rekordniveau.
Das heißt nicht, dass uns in diesem Sommer auch ein Hitzejuni droht, aber es soll zeigen, dass sich Wetterlagen, die sich lange festgefahren haben, auf einen Schlag grundlegend umstellen können.