Simon Schöfl
Wo bleibt die Sonne?
Diese Frage mag sich in diesem Monat bestimmt schon der ein oder andere gestellt haben. Die Hälfte des Monats ist mittlerweile schon vorbei, und doch gab es bisher einige Orte an denen man noch fast keinen Sonnenstrahl erblicken konnte.
In Hamburg wurden bisher erst 0,4h Sonnenschein gemessen, ebenso in Ulm, und in Frankfurt reichte es bisher auch nur für 6h. Nur am Alpenrand und am Nordrand der Mittelgebirge kamen bisher einige Sonnenstunden zusammen, ansonsten sah es oft „düster" aus.
Klar, der Dezember ist astronomisch der Monat mit dem wenigsten Sonnenschein im Jahr. Der astronomische Sonnenschein ist die summierte Dauer, die die Sonne im Monat maximal über dem Horizont verbringen kann, unabhängig vom Wetter. Sprich: Gäbe es im gesamten Monat keine einzige Wolke und nur strahlenden Sonnenschein von Aufgang bis Untergang, hätte man die astronomische Sonnenscheindauer. Natürlich wird diese bei uns nie erreicht, denn es gibt immer wieder Tage mit einer Wolkendecke, sodass dann auch mal die Sonne nicht scheint. Jetzt schwankt die astronomische Dauer in unseren Breiten recht stark: 7-8h kann die Sonne im Dezember am Tag scheinen, im Juni immerhin um 16 Stunden. Anders ist das am Äquator, hier ändert sich die astronomische Sonnenscheindauer im Jahresverlauf praktisch nie, es bleibt immer bei 12 Stunden.
Astronomisch sind bei uns aber auch im Dezember immerhin 220 bis 270 Stunden Sonnenschein im Monat möglich. In Hamburg beispielsweise wurde aber mit bisher 40 Minuten nur ein Bruchteil davon ausgeschöpft. Der Grund für den seltenen Sonnenschein in den Wintermonaten und insbesondere im Dezember ist also beim Wetter zu suchen: am „Bedeckungsgrad". Dieser gibt an, wie oft es in einem Zeitraum bewölkt oder bedeckt ist, die Sonne also von Wolken oder Nebel verdeckt wird.
Und da hat unser Mitteleuropäisches Klima eine tolle Überraschung für uns parat: Der Bedeckungsgrad ist im Dezember am höchsten, also in dem Monat, der astronomisch ohnehin schon den wenigsten Sonnenschein ermöglicht.
Warum haben wir gerade im Dezember so häufig bedecktes Wetter und viele Wolken? Das liegt an den oft feuchten und wolkigen Süd- bis Nordwestwinden, die vom Atlantik oder der Nordsee zu uns bewegt werden. Zusätzlich entsteht bei Hochdruckgebieten gerne Nebel oder Hochnebel, den die schwache Dezembersonne nicht auflösen kann und es dann erneut grau bleibt. Dadurch sind klimatisch in Deutschland oft nur 30 bis 70 Stunden an Sonnenschein zu erwarten.
Setzt sich dann eine sehr feuchte Westwindwetterlage, oder eine hartnäckige Hochnebelwetterlage für mehrere Tage oder Wochen bei uns fest, kann es auch gerne mal vorkommen, dass sich die Sonne über viele Tage gar nicht zeigt, so wie es aktuell in der ersten Monatshälfte der Fall war.