Moritz Hey
Immer da: Das Azorenhoch
Beim aktuellen Wetter wünscht sich manch einer wahrscheinlich, das graue Wetter, die Kälte und den andauernden Mix aus Regen und matschigem Schnee hinter sich zu lassen und den Winter irgendwo auszusitzen, wo man es sich mit Margaritas am Strand gut gehen lassen kann. Ein Ort, an dem dies möglich ist, sind die Azoren. Auch wenn diese Inselgruppe nicht ganz so sehr vom Wetter verwöhnt wird, wie die etwas weiter südwestlich liegenden Kanaren, die nicht umsonst den Beinahmen „Inseln des ewigen Frühlings" haben, sorgt das Azorenhoch doch das gesamte Jahr über für angenehme Temperaturen. Doch was hat es mit dem Azorenhoch auf sich? Warum huschen die Hochdruckgebiete bei uns meist nur kurz vorüber, während dieses Hoch die gesamte Zeit an ziemlich genau der selben Stelle bleibt?
Um diese Frage zu beantworten, muss man sich ein kleines bisschen in das Windsystem der Erde hineindenken. Ganz grundsätzlich haben wir auf der Nordhalbkugel überwiegend Westwinde, was auf Temperaturunterschiede zwischen dem Äquator und den Polen, die damit verbundenen Druckunterschiede und die Drehung der Erde zurückzuführen ist. Rein theoretisch würden wir auf der Nordhalbkugel dann tatsächlich nur Westwind haben. Doch das stimmt natürlich nicht. Denn es gibt Strömungseffekte und unterschiedliche Erdoberflächen, wie Gebirge und Wüsten, welche schließlich unser komplexes Wind- und Drucksystem hervorrufen. Der Luftdruck und somit auch der Wind, welcher bei uns am Boden vorherrscht hängt wiederum eng mit dem Druck- und Windsystem in größeren Höhen ab. Dieses ist nicht so komplex, wie bei uns am Boden und es gibt einen sehr starken Westwind, den sogenannten „Jetstream". Dieser trennt 2 grundverschiedene Luftmassen. Die kalte, trockene Polarluft im Norden und die warme und feuchte subtropische Luft im Süden. Der Jetstream weht jedoch auch nicht die gesamte Zeit in einer geraden Linie in Richtung Osten, sondern er besitzt große Schwingungen, welche weit nach Norden und Süden reichen und ähnelt somit viel eher einer Welle. Diese Schwingungen entstehen beim Überströmen von großen Gebirgsketten, wie dem Ural oder den Rocky-Mountains. Die Lage der Azoren ist dabei ausschlaggebend. Denn diese liegen im östlichen Atlantik, für den Jetstream also hinter einer riesigen, flachen Meeresfläche, welche ihn nicht weiter beeinflusst. Er kann also eine schöne Welle ausbilden und dort, wo sich die Azoren befinden, hat diese dann einen sogenannten Rücken ausgebildet, welcher mit der warmen subtropischen Luft gefüllt ist. Diese Struktur ist als stehende Welle sehr stabil. Am Boden liegt dann das Azorenhoch vor und sorgt für klassischen subtropisches Hochdruckwetter: warm und feucht.
Manchmal reicht der Rand des Azorenhochs bis zu uns nach Mitteleuropa, grundsätzlich gibt es bei uns aufgrund der kontinentalen Einflüsse durch verschiedene Landflächen, die unterschiedlichen Erwärmungs- und Abkühleigenschaften von Wasser und Land sowie Gebirge und deren Einflüsse auf die Strömung des Windes aber ein weitaus abwechslungsreicheres Wetter und viel komplexere und kurzlebigere Drucksysteme, als auf den Azoren…