Johannes Graf
Kaltlufttropfen bringt Niederschlag und Abkühlung
Derzeit befindet sich über dem Baltikum ein Höhentief, auch Kaltlufttropfen genannt. Dieser zieht in den nächsten Tagen und Stunden weiter in Richtung Deutschland und beschert der Osthälfte Wolken und etwas Niederschlag.
Ein Kaltlufttropfen ist eine nicht alltägliche Erscheinung in den Höhenkarten. Man versteht darunter abgeschlossene Kaltluftgebiete in der mittleren und höheren Troposphäre. Ein Kaltlufttropfen ist ein von einer Kaltluftmasse weit nach Süden geflossener und dort abgetropfter Bereich (Cut-off). Damit ein Kaltlufttropfen entstehen kann, bedarf es einer starken Strömung aus der Kaltluftmasse heraus. Dabei bildet sich zuerst ein Kaltlufttrog, den man als Kaltlufttropfen bezeichnet, wenn er von der Kaltluftmasse abgelöst ist. Kaltlufttropfen können in einer Höhe von 1000 bis 2000 Metern entstehen, sie können sich aber auch bis an die Grenze der Troposphäre bilden. Der Durchmesser kann von wenigen 100 bis 1500 Kilometern betragen. Umso kleiner ein Kaltlufttropfen ist, desto schneller bewegt er sich und wird schneller wieder in die Großzirkulation eingebettet. Kaltlufttropfen führen oft ihr Eigenleben, sodass ihre Zugrichtung für die kommenden Tage nur schwer vorhergesagt werden kann. In Mitteleuropa treten besonders markante Kaltlufttropfen im Winter auf, wenn mit östlichen Winden sehr kalte kontinentale Luft aus Osteuropa herangeführt wird. Im Sommer sind Kaltlufttropfen häufig mit Gewittern verbunden.
Ab Mittwoch und Donnerstag steigt in der gesamten Osthälfte Deutschlands das Schauer- und Gewitterrisiko. Da ein Kaltlufttropfen auch kühle Luft im Gepäck hat sinken zusätzlich die Temperaturen. Nachts gibt es regional einstellige Plusgrade. Bis Sonntagabend prognostiziert das amerikanische Wettermodell GFS zwischen 10 und 25 Liter im Osten Deutschlands. Das sind zwar keine enormen Regensummen. In Anbetracht auf die derzeitige Waldbrandgefahr ist aber jeder Tropfen erwünscht.