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Oben nass, unten trocken

Ja, auch zum diesjährigen April ist Trockenheit wieder ein Thema. Und das, obwohl dieser Monat und auch der Frühling bei den Temperaturen deutlich kühler verliefen als in den Jahren zuvor.

Daran sieht man gut, dass Trockenheit wenig an Temperaturen abzulesen ist, sondern viel mehr mit der Wetterlage zu tun hat die sich regelmäßig einstellt. Denn seit Wochen hält sich eine ähnliche Wetterlage: Kühle, und teils trockene Luft aus Nord- oder Nordosteuropa wurde und wird weiterhin, in Verbindung mit einem Hochdruckgebiet, zu uns bewegt. Zwar konnte die Luft auf dem Weg über die Nordsee etwas Feuchtigkeit aufnehmen, nur sorgte das für sehr kurze und schwache Schauer, die sich oft schon an den ersten Mittelgebirgen abregneten. Im Süden und Osten kam dann fast nichts mehr an. Feuchte West- oder Südwestwinde mit viel Regen gab es im Januar und Anfang Februar noch häufig (sogar mit Hochwassersituation), doch ab Mitte Februar war Schluss mit den feuchten Westwinden. Der Regen reichte aber nicht aus, das Wasserdefizit aus den letzten Jahren in tieferen Bodenschichten auszugleichen.

Das verrät der Blick auf den Dürremonitor des UFZ: fast bundesweit gibt es Trockenerscheinungen, besonders im Osten und Teilen des Südens sogar eine außergewöhnliche Dürre. Das sind aktuell schlechte Ausgangsbedingungen, kurz vor dem Frühsommer. Denn im Sommer gibt es in Mitteleuropa klimatisch eine negative Wasserbilanz, sprich es regnet weniger, als die Natur „verbraucht". In den anderen Jahreszeiten ist dies umgekehrt, hier gibt es einen deutlichen Wasserüberschuss, sodass bis zum Frühling Grundwasserreserven wieder aufgefüllt werden, die im Laufe des Sommers wieder verbraucht werden. Gibt es aber schon im Frühjahr eine Dürresituation in tieferen Erdschichten, ist es äußerst unwahrscheinlich, dass sich die Situation im Laufe des Sommers verbessert, sie verschlechtert sich eher.

Oberflächennah sieht es hingegen besser aus: Hier ist es aufgrund nach dem Winter und aufgrund der aktuell noch kühlen Witterung regional sehr feucht: Der Blick auf die Karte des „Pflanzenverfübaren Wassers" zeigt, im Norden und in den Mittelgebirgen steht verbreitet genug Wasser zur Verfügung. Ausnahmen stellen die Ebenen im Süden dar, die teilweise ohnehin die Trockenregionen Deutschlands sind: Das Rhein-Main-Gebiet und der Rhein-Neckar Rum, Teile Mainfrankens und Bereiche entlang der Donau.

Dass nach dem Winter oberflächennah viel Wasser zur Verfügung steht, ist nicht ungewöhnlich, besonders in diesem Jahr, wo die Temperaturen noch sehr verhalten waren. Doch sobald sich eine warme und trockene Phase durchsetzt in den nächsten Wochen, kann dieses Wasser schnell verschwunden sein. Der Effekt verstärkt sich dadurch, dass die Natur jetzt überall blüht und das Wasser durch die Pflanzen jetzt stark genutzt wird. Und da in den tieferen Erdschichten weiterhin die Dürresituation kritisch ist, könnte Trockenstress in diesem Jahr erneut zum Problem werden, sofern keine regelmäßigen und flächigen Niederschläge für ausreichend Wassernachschub sorgen.

Der Dürremonitor ist unter folgendem Link zu finden:

https://www.ufz.de/index.php?de=37937