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Schock-Report 2024: Copernicus und WMO dokumentieren Rekord-Gletscherverlust – Europas Klima unter Druck!

Europas Gletscher und Schneebedeckung 2024: Ein Jahr der Rekordverluste und Veränderungen

Im „2024 European State of the Climate (ESOTC)"-Bericht, der vom Copernicus Climate Change Service (C3S) und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) erstellt wurde, werden besorgniserregende Trends in Bezug auf den Gletscherverlust und die Schneebedeckung in Europa dargestellt. Dieser Bericht basiert auf umfassenden meteorologischen Daten und liefert ein detailliertes Bild der dramatischen Veränderungen, die sich aufgrund des Klimawandels auf den europäischen Gletschern und Schneeverhältnissen abzeichnen.

Gletscherverluste in Europa: Rekordwerte in Skandinavien und auf den Spitzbergen

Der Bericht dokumentiert, dass alle europäischen Gletscher im Jahr 2024 eine Nettomasseverlust erlitten haben. Besonders schwer betroffen waren Skandinavien und Svalbard, die 2024 ihre höchsten Massenverluste an Gletschereis in der Geschichte verzeichneten. In Skandinavien und auf den Spitzbergen betrug der Massenverlust der Gletscher 2024 etwa 2,5 Milliarden Tonnen, was zu den größten jährlichen Verlusten weltweit gehört. Dieser Trend setzt sich seit den letzten Jahrzehnten fort, in denen die europäischen Gletscher im Schnitt jährlich etwa 1,5 bis 2 Milliarden Tonnen Eis verlieren.

In den Alpenregionen, die ebenfalls stark betroffen sind, verzeichneten die Gletscher eine durchschnittliche Massenminderung von rund 1,3 Meter Eis pro Jahr. In den letzten Jahren hat sich dieser Wert aufgrund der steigenden Temperaturen weiter beschleunigt. Laut den Messungen des Berichts hat der Gletscherverlust in den Alpen seit den 1980er Jahren rund 30 Prozent des Gletschervolumens gekostet.

Die Auswirkungen dieser massiven Eisverluste sind weitreichend. Der beschleunigte Gletscherschwund trägt sowohl zur Erhöhung des Meeresspiegels als auch zur Veränderung der regionalen Wasserverfügbarkeit bei. Besonders im Sommer, wenn der Schmelzwasserfluss für viele Flüsse und Stauseen in Europa eine wichtige Rolle spielt, wird der Gletscherverlust zu einer zunehmenden Herausforderung für die Wasserversorgung.


Schneetage: Geringere Schneebedeckung und eine Veränderung in den Mustern

Ein weiteres zentrales Ergebnis des Berichts betrifft die Anzahl der Schneetage in Europa. Während des Winters 2024 erlebte ein Großteil Nordeuropas – darunter Norwegen, Schweden, Finnland und Teile von Estland und Nordwest-Russland – mehr Schneetage als im Durchschnitt. Diese Regionen verzeichneten eine positive Abweichung von 10 bis 20 Schneetagen, wobei in südlichen Regionen Norwegens sogar bis zu 40 Tage mehr Schnee fiel. In einigen Gebirgslagen wurden bis zu 45 Schneetage mehr als üblich registriert.

Andererseits war der Schneefall in großen Teilen Mitteleuropas und Südeuropas stark unterdurchschnittlich. In südlichen Gebieten wie Spanien, Italien, Griechenland und Teilen von Südfrankreich waren die Schneetage um 5 bis 45 Tage niedriger als im langjährigen Durchschnitt. In bestimmten Teilen der Alpenregion und den Pyrenäen wurde Schnee weniger als in den Vorjahren verzeichnet, was sich negativ auf die dort ansässige Tourismusindustrie auswirkte, insbesondere auf den Wintersport.


Frühling 2024: Weniger Schneetage in ganz Europa

Im Frühling 2024 war der Rückgang der Schneetage noch deutlicher. So verzeichnete fast ganz Europa im Frühling weniger Schneetage als im Durchschnitt. Besonders ausgeprägt war der Mangel an Schneetagen in den mittleren und südlichen Breiten, die oft eine Reduzierung von 20 bis 50 Schneetagen erlebten. In Zentral- und Südeuropa waren die Temperaturen im Frühling 2024 außergewöhnlich hoch, und der Schneefall fiel oft geringer aus als üblich. Im Gegensatz dazu gab es in den Hochlagen Norwegens und Fennoskandien noch regionale Unterschiede, wo an einigen Stellen bis zu 10 Tage mehr Schnee fiel als im Durchschnitt.


Langfristige Auswirkungen und Prognosen

Der Bericht stellt klar, dass diese Veränderungen langfristige Auswirkungen auf den Wasserhaushalt, die Landwirtschaft und die Ökosysteme haben werden. Besonders besorgniserregend ist, dass die Gletscherschmelze, die im Frühjahr und Sommer den Flüssen zusätzliches Wasser zuführt, mit der zunehmenden Erwärmung und dem Rückgang der Schneedecke weniger werden könnte. Regionen, die stark auf Schmelzwasser aus Gletschern angewiesen sind, könnten in Zukunft mit Dürreperioden und Wasserknappheit konfrontiert sein.

Für die Landwirtschaft bedeutet der schwindende Schneefall in vielen europäischen Regionen, dass die Wasserversorgung, die im Frühjahr durch die Schneeschmelze erfolgt, immer unzuverlässiger wird. In Süd- und Mitteleuropa könnte dies zu einer verstärkten Belastung der Agrarwirtschaft führen, da die Bewässerung zunehmend schwieriger und teurer wird.

Die Gletscherschwundrate und die Veränderungen in den Schneemustern sind nicht nur ein Indikator für den Klimawandel, sondern auch ein deutliches Signal für die Dringlichkeit von Anpassungsmaßnahmen. Der ESOTC-Bericht fordert verstärkte Monitoring- und Forschungsinitiativen, um den genauen Einfluss des Klimawandels auf die Gletscher und Schneeverhältnisse besser zu verstehen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.


Ergo

Die europäische Gletscher- und Schneesituation 2024 zeigt einmal mehr die unaufhaltsame Wirkung des Klimawandels. Die dramatischen Gletschermassenverluste, insbesondere in Skandinavien und auf den Spitzbergen, sowie der signifikante Rückgang der Schneetage in weiten Teilen Europas sind klare Indikatoren für die Notwendigkeit, sofortige Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen. Die Auswirkungen auf die Wasserversorgung und die Landwirtschaft werden die nächsten Jahre prägen, und es ist dringend notwendig, sowohl an der Minderung des Klimawandels als auch an Anpassungsstrategien zu arbeiten, um den zukünftigen Herausforderungen zu begegnen.