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September-Rekordhitze beeinflusst Weinlese

Die Weinlese 2020 ist in den meisten Weinbaugebieten Deutschlands in vollem Gange, und es wird trotz extremer Trockenheit im Sommer ein sehr guter Jahrgang erwartet. Doch die hochsommerliche Hitze der letzten Tage ist für die Weinlese alles andere als förderlich.

Für die meisten Menschen ist wohl klar: Hitze, insbesondere auf den letzten Metern, bevor die Trauben gelesen und verarbeitet werden, kann nur gut sein. Aber dem ist nicht so: Die Schatten-Temperaturen gestern und auch an den Vortagen, die teilweise deutlich die 30-, örtlich sogar die 35-Grad-Marke erreicht haben, belasten die Trauben massiv. Schließlich erhitzen sich die kleinen Früchte, die zur Lese vom Laub freigelegt worden, noch stärker in der Sonne. Dadurch wird die Traubenhaut ausgedehnt, was zum vorzeitigen Platzen der Früchte führen kann. Damit sind die Trauben anfällig für Schadstoffe, Keime und Insekten. Aber auch bei der Lese selbst platzen die Früchte im Erntewagen bei extremer Hitze auf, der Saft kann vorzeitig fermentieren, d.h. mit der Umwandlung in Alkohol beginnen – ein Prozess, der die Qualität des Weins maßgeblich beeinträchtigen kann.

Daher setzen immer mehr Winzer bei der extremen Hitze auf ein geändertes Lese-Schema: Sie lesen teilweise in der Nacht oder in den frühen Morgenstunden, wenn die Temperaturen deutlich niedriger sind und die Gefahr der vorzeitigen Fermentierung gering ist. Wer also während der Nacht- oder Morgenstunden in einem Weinbaugebiet unterwegs ist, sollte sich nicht wundern, wenn in den Weinbergen überall Lichter von den Lesemaschinen aufblitzen. Übrigens, der Vorteil der nächtlichen Lese ist auch, dass die Trauben vor der Weiterverarbeitung nicht noch abgekühlt werden müssen.

Immerhin, der Hitzehöhepunkt ist gestern in Deutschland erreicht worden. Heute stehen uns zwar noch mal örtlich bis zu 33 Grad bevor, doch ab morgen werden die Temperaturen insgesamt deutlich moderater. Dazu bleibt es weiterhin trocken.