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Waldbrandgefahr der Stufe 4 neben Zyklogenese-Hochkunjunktur

Dürre im Osten

Die Wälder in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Brandenburg sind zu trocken. Am morgigen Pfingstdienstag zeigt der Waldbrand-Gefahrenindex die vorletzte Gefahrenstufe 4 an. Auch der Bodenfeuchtindex weist in diesen Regionen eine ungewöhnliche Trockenheit in den Oberböden auf. In einigen Gebieten herrscht sogar extreme Dürre.

Erschwerend kommt hinzu, dass das pflanzenverfügbare Wasser viel zu knapp ist und deutlich unter dem Niveau liegt, das für eine optimale Ertragsausbeute in der Landwirtschaft notwendig wäre. Das Defizit ist so groß, dass nach offizieller Definition die wachsende Flora unter akutem "Pflanzenwasserstress" leidet.

Dieses Feuchtigkeitsdefizit wird heute nur minimal und extrem kleinräumig gelindert. Auch wenn es im Norden, Osten und teilweise in der Mitte Deutschlands zu heftigen Gewittern mit lokalem Starkregen kommt, bleibt der dringend benötigte flächendeckende Landregen aus, um den Wassermangel zu entschärfen.

Wieder Unwetter und Überschwemmungen im Südwesten

Das gegenteilige Bild zeigt sich im Südwesten, wo ein Starkregenereignis nach dem anderen stattgefunden hat und abermals wiederholt stattfinden wird:

Ab Dienstag stellt sich die nächste Unwetterlage ein. Diese Wettersituation wird erneut den bereits starkregen-geplagten Süden und Südwesten des Landes treffen, was eine erneute Verschärfung der Hochwasserlage bedeutet.

Durch Zyklogenese über dem zentralen Mittelmeerraum entsteht ein Unwettertief. Dieses zieht Richtung Alpen und sorgt mit seiner zyklonalen Rotation dafür, dass warme, wasserreiche Luft mit einer Südostströmung nach Deutschland gelangt. Vom Nordwesten her wird durch die gegen den Uhrzeigersinn gerichtete Drehung etwas kühlere Luft angesaugt. Entlang der Nordostflanke des Tiefs bilden sich Gewitter.

Die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung eines langlebigen Gewitterkomplexes ist gegeben. Je wärmer die bodennahe Luft und je mehr Feuchtigkeit sie enthält, desto mehr Wasser kondensiert beim Aufstieg in kühlere Höhen. Regen entsteht, und Wärmeenergie wird freigesetzt, was die Auftriebsgeschwindigkeit anfeuert und das Niederschlagspotenzial massiv erhöht. Wenn nun auch die mittlere Atmosphäre durch diesen Prozess feuchter und wärmer wird, können sich große Gewitterzellen bilden. Gewitterkomplexe dieser Art kühlen die Umgebungsluft stark ab, die dann zu Boden sinkt und die feuchte, warme Bodenluft vor sich herschiebt. Eine Luftmassen-Kante entsteht, an der erneut Gewitterbildung stattfindet.

So kommt es ab Dienstag zu sehr viel Regen in sehr kurzer Zeit, und die Gefahr von Sturzfluten und Überschwemmungen besteht erneut. Die Luft ist bereits sehr labil geschichtet, was den Aufstieg der feucht-warmen Luft erleichtert. Das Potenzial für extremen Niederschlag mit großen Regentropfen ist ebenfalls durch die hohe Vertikalgeschwindigkeit der Luft gegeben.

Das deutsche Wettermodell errechnet nochmals Regenmengen von 40 bis 60 l/qm für die Regionen im Saarland und in der Pfalz. Dies würde eine Verschärfung der Hochwasserlage bedeuten.

Am Mittwoch verlagern sich die gewittrigen Regengüsse in den Norden und Osten, wo der Regen die aktuell kritischen Bodensituationen in diesen Landesteilen abmildern wird.

Dennoch: Die Unwetterkonjunktur flacht nicht ab.

Über dem Golf von Genua formiert sich ein weiteres Unwettertief, das am Donnerstag erneut im Süden für heftigen Regen sorgen wird. Unwetter mit Gewittern, Starkregen und Sturmböen werden sich erneut vom Südwesten her ausbreiten. Aus heutiger Sicht deuten die Wettermodelle auf eine Fortsetzung der aktuellen Wettersituation bis zum nächsten Wochenende hin.