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Warum sind mit der Sommerwärme so oft Gewitter mit von der Partie?

Bei uns wird im Jahr häufiger die 30 Grad-Marke erreicht. Aber auch wenn es so sommerlich sein mag, meist tauchen in den Nachmittagsstunden Quellwolken auf, aus denen sich schnell kräftige Gewitter entladen. Manchmal sogar mit organisierter Struktur.

In den letzten Tagen gab es verbreitet Gewitter, die örtlich mit Starkregen, Hagel und Sturmböen einhergingen. Ursache für folgenschwere Unwetter bei uns sind überwiegend Tiefdruckgebiete, die über den britischen Inseln, der Biskaya oder auch bis ins westliche Zentraleuropa ziehen. Vorderseitig wird warme bis heiße Luft aus dem Mittelmeerraum angesaugt und bis nach Skandinavien transportiert. Diese Luftmasse aus dem Süden ist nicht nur heiß, sondern oftmals mit hoher Feuchte behaftet. Das sorgt für eine große Energie in der Luft. Damit aber Gewitter entstehen können, muss eben diese vorhandene Energie aus der Luft abgerufen werden können.

In den Sommermonaten steht die Sonne schon weitaus höher und kann den Erdboden viel besser erwärmen als im Winter. Durch diese Erwärmung können Luftmassen vom Boden aufsteigen. Wenn nun der hohe Feuchtegehalt im Zusammenhang mit den aufsteigenden Luftmassen gehoben wird, kommt es durch Abkühlung zu Kondensation und ein weiterer Aufstieg der Luftmassen lässt die Gewitterwolke entstehen. Besonders in den Berglagen entstehen im Sommer schneller Gewitter als im Flachland. Das liegt vor allem daran, dass die Luft beim Anströmen an Bergkämme frühzeitiger gehoben wird. Daher gibt es oft schon in den frühen Nachmittagsstunden erste Gewitter in den Berglagen. Erst am Abend, wenn die Temperaturen ihr Maximum erreicht haben, treten dann auch vermehrt Gewitter im Flachland auf.

Nun kommt es aber vor, dass sogar organisierte Gewitterstrukturen auftreten können. So waren zum Beispiel am gestrigen Abend von Baden-Württemberg über Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen bis zur Nordsee auf rund 500 Kilometern Länge Gewitter aneinander gereiht. Für solche Strukturen braucht es einen weiteren Hebungsprozess. In den meisten Fällen ist dafür eine Kaltfront eines Tiefs verantwortlich. Wenn die Kaltfront eines Tiefs über den Britischen Inseln oder über der Biskaya so weit fortgeschritten ist, dass ihr Einfluss in das westliche Zentraleuropa reicht, dann können vorderseitig kräftige Gewitter entstehen. Meist geschieht das an einer sogenannten Konvergenzlinie. Das ist ein Bereich, in dem entgegengesetzte Windrichtungen aufeinanderstoßen und die Luft zum Aufsteigen gezwungen wird. Dieser Bereich ist meist einige 100 Kilometer vor der eigentlichen Kaltfront des Tiefs und hat in etwa die gleiche Orientierung und Zugrichtung wie die Kaltfront. Daher kommt es entlang dieser Linie zu heftigen Gewittern.

Diese Gewitter treten oftmals mit unwetterartigen Begleiterscheinungen wie Hagel, Starkregen, Sturm- oder sogar Orkanböen auf. Dabei wird dann häufig auf die Energie der gesamten atmosphärischen Höhe abgerufen, sodass an der eigentlichen Kaltfront kaum noch Unwetterpotenzial zu erwarten ist.