Johannes Graf
Wetterwende im Anmarsch: Wie die Westdrift Deutschland wieder ins Gleichgewicht bringt
Nach Monaten der Trockenheit in Deutschland gibt es nun ein meteorologisches Signal der Veränderung. Die sogenannte Westdrift – ein Phänomen, das für unser Wettergeschehen von großer Bedeutung ist – nimmt wieder Fahrt auf. Das Zusammenspiel von Hoch- und Tiefdruckgebieten über dem Atlantik bringt Bewegung in die festgefahrene Wetterlage. Was das konkret bedeutet, wie es zur aktuellen Entwicklung kam und welche Auswirkungen dies auf unser Wetter hat, erklärt dieser Text.
Die Rückkehr der Westdrift: Ein Spiel der Druckgebilde
Lange Zeit dominierte in Deutschland trockenes, stabiles Wetter. Doch nun zeigen sich am meteorologischen Horizont deutliche Anzeichen für einen Umschwung. Verantwortlich dafür ist eine Wiederbelebung der Westdrift – einer großräumigen Strömung, die feuchte atlantische Luftmassen nach Mitteleuropa lenkt. Dieses Phänomen entsteht durch das Zusammenspiel eines verstärkten Azorenhochs im Süden und eines beständigen Islandtiefs im Norden. Diese beiden Druckzentren arbeiten wie ein Wettermotor: Das Azorenhoch pumpt milde Luft nach Nordosten, das Islandtief saugt sie weiter nach Osten – genau über den europäischen Kontinent hinweg.
Diese Konstellation steht in engem Zusammenhang mit dem sogenannten NAO-Index (North Atlantic Oscillation). Ein positiver NAO-Wert spricht für einen starken Druckunterschied zwischen Islandtief und Azorenhoch – ein klares Zeichen für eine aktive Westdrift. In der Folge entstehen immer wieder kleine Tiefdruckgebiete, die entlang dieses Westwindbandes bis nach Mitteleuropa vordringen.
Regen – endlich! Aber in Maßen
Mit diesen Tiefdruckgebieten kommen die langersehnten Niederschläge zurück nach Deutschland. Zwar handelt es sich zunächst nicht um große Regenmengen, doch angesichts eines außergewöhnlich trockenen März, Aprils und Mais sind selbst moderate Niederschläge ein Segen. Die Frontensysteme, die die kleinen Tiefs mit sich bringen, sorgen verbreitet für Regen – mal als gleichmäßiger Landregen, mal als kräftiger Schauer.
Besonders für die Landwirtschaft, die Wälder und die ohnehin schon belasteten Wasserreserven ist diese Entwicklung ein Hoffnungsschimmer. Noch ist es zu früh, um von einer nachhaltigen Wende zu sprechen, doch die Zeichen stehen auf Veränderung – und das im besten Sinne.