Nachdem wir gestern bereits über das Thema Polarwirbel gesprochen haben, lohnt sich heute ein erneuter Blick auf dieses faszinierende Phänomen. Der Polarwirbel ist gewissermaßen das Herz des winterlichen Wetters auf der Nordhalbkugel – ein gigantischer Motor aus eiskalter Luft, der in rund 30 bis 36 Kilometern Höhe über der Arktis rotiert. Was dort oben passiert, hat erstaunlich großen Einfluss auf das Wetter bei uns am Boden. Und gerade jetzt zeigen sich Entwicklungen, die aufhorchen lassen: Der Polarwirbel könnte in den kommenden Wochen ins Wanken geraten.
Der Motor des Nordens – wie der Polarwirbel unser Wetter steuert
Der Polarwirbel ist eine mächtige Ansammlung kalter Luft, die sich normalerweise über dem Nordpol befindet. Umgeben ist er von starken zonalen Winden – also Luftströmungen, die von West nach Ost verlaufen und den Wirbel wie ein stabilisierendes Band zusammenhalten.
Solange diese Winde kräftig und positiv sind, bleibt der Polarwirbel stabil. Dann dreht er sich wie ein gut geöltes Uhrwerk über dem Pol und hält die Kaltluft dort fest. Das Ergebnis für uns in Mitteleuropa: typisches Westwindwetter – mild, windig, wechselhaft.
Doch wenn die zonalen Winde schwächer werden, beginnt der Polarwirbel zu schwanken. Er kann dann sein Zentrum verschieben oder sich sogar in zwei oder mehrere kleinere Wirbel aufspalten, die sich über Nordamerika, Sibirien oder Europa verteilen. Genau in solchen Phasen öffnet sich das Tor für Polarluftausbrüche – eiskalte Luftmassen können weit nach Süden vordringen und plötzlich Winterwetter bis in unsere Breiten bringen.
Spannung im November – wankt der Wirbel?
Derzeit erleben wir eine interessante Übergangsphase. Anfang November sind die zonalen Winde noch leicht überdurchschnittlich stark – der Polarwirbel ist also intakt. Doch die aktuellen Modelle zeigen: Ab dem 11. November soll sich dieser Trend umkehren. Die Winde nehmen ab, der Wirbel wird schwächer. Noch sind die Werte nicht negativ, aber für Anfang Dezember deuten einige Berechnungen erstmals auf negative zonale Windwerte hin.
Das bedeutet: Der Polarwirbel könnte ins Taumeln geraten – und damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich kalte Luftmassen von der Arktis lösen und Richtung Europa ausbreiten. Wo genau die Kälte am Ende landet, ist offen – sie kann ebenso gut nach Nordamerika oder Asien abfließen. Doch die Spannung bleibt: Mit einem schwächelnden Polarwirbel steigt das Potenzial für winterliche Überraschungen.
Fazit
Ein stabiler Polarwirbel hält die Kälte am Pol fest – ein schwacher dagegen öffnet die Tür für frostige Luftausbrüche. Noch ist unklar, ob es tatsächlich zu einer Teilung oder Verschiebung kommt, doch die Anzeichen für einen unruhigen Winterbeginn mehren sich.
Die kommenden Wochen könnten also zum entscheidenden Wendepunkt werden – und vielleicht erleben wir schon bald, wie der Polarwirbel uns den ersten echten Hauch von Winter beschert.