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Wind weltweit

Die letzten Tage zeigten sich zwar bereits etwas kühler und verregneter, doch blieb ein Begleiter des Herbstes bislang aus. Der Wind.

Dies wird sich im Verlauf des Donnerstages ändern, wenn Ausläufer des Sturmtiefs Tim über uns hinwegziehen und wohl das ein oder andere Blatt von den Bäumen holen. Alles in allem also ein guter Moment, einmal etwas genauer zu betrachten, wie Wind überhaupt entsteht.

Einer der Gründe, warum es zu Wind kommt ist tatsächlich, dass die Erde eine Kugel ist. Denn deshalb treffen um den Äquator herum flächenmäßig mehr Sonnenstrahlen ein, als an den Polen. Dies führt dazu, dass es sich hier stärker aufwärmt und der Luftdruck steigt. Die Luft hat nun das Bestreben, diesen Druckunterschied zwischen Äquator und Polen auszugleichen und ein Wind, der vom Äquator weg weht, setzt ein. Wind entsteht also wegen Druckdifferenzen in der Atmosphäre.

Ganz so einfach ist es aber leider nicht, denn wenn nur dieser Effekt den Wind hervorrufen würde, gäbe es bei uns keinen West- oder Ostwind und der Wind würde die ganze Zeit aus dem Süden wehen. Weil die Erde aber rotiert, gibt es eine Kraft, welche die Winde auf ihrem Weg zu den Polen ablenkt. Die sogenannte Corioliskraft. Diese lenkt den Wind auf der Nordhalbkugel nach rechts und auf der Südhalbkugel nach links ab.

Folgen wir nun dem globalen Windsystem vom Äquator aus. Wegen der starken Einstrahlung erwärmt sich die Luft hier sehr stark und steigt auf. (Das ist übrigens auch der Grund, warum es in den Tropen so häufig regnet und gewittert: der Wasserdampf in der Luft kondensiert beim Aufsteigen und regnet aus). Wenn so viel Luft aufgewärmt wird und aufsteigt, muss natürlich unten Luft nachströmen. Am Boden setzt dann ein Wind zum Äquator hin ein, welcher von der Corioliskraft nach Westen abgelenkt wird. In der Höhe über dem Äquator strömt die Luft hingegen nach Norden und Süden weg. Dort bewegt sie sich tatsächlich in nord-östliche Richtung und sinkt als sehr warme, trockene Luft in den Subtropen zum Erdboden herab. Wenn Sie sich je gefragt haben, warum es entlang des Äquators Regenwälder gibt, während nördlich und südlich davon Wüsten liegen: der Grund liegt in den warmen und trockenen Fallwinden. Ein Teil der Luft, die hier wieder auf den Boden trifft, reist am Boden wieder zurück zum Äquator und durchläuft diesen Weg erneut, der andere Teil bewegt sich weiter den Polen zu. Dabei entstehen die in unseren Breiten üblichen Westwinde. Im Bereich der Polarfront treffen diese Westwinde dann auf Winde, die von den Polen her in südliche Richtung wehen. Diese sind kalt, trocken und wehen aus östlicher Richtung, während die aus Süden kommenden Winde wärmere und feuchtere Luft transportieren. An dieser Frontalzone kommt es zu Verwirbelungen, aus denen schließlich die Tiefdruckgebiete entstehen, welche bei uns in Europa so sehr das Wetter bestimmen. Auch Tim, welcher uns am Donnerstag den Wind beschert, ist dort entstanden.

Dieses System der planetaren Zirkulation ist natürlich ziemlich allgemein. Effekte, die durch Gebirge oder den Unterschied zwischen Land und Meer entstehen, werden gar nicht betrachtet. Und wie sich am Donnerstag zeigen wird, hat auch jedes Tiefdruckgebiet noch einmal Einfluss auf den Wind…