Tatsächlich kann man das Wetter bis zu einem gewissen Grad, zumindest theoretisch beeinflussen. Vor allem die Regenerzeugung und Hagelvermeidung kann funktionieren und wird tatsächlich sogar bei uns in Deutschland betrieben. Aber fangen wir vorne an. Wie soll so etwas überhaupt funktionieren?
Wolken entstehen, wenn der Wasserdampf in einer Luftmasse beginnt, sich auszukondensieren. Dieses Auskondensieren, also die Tröpfchenbildung, setzt sehr viel früher ein, wenn sich die Feuchtigkeit an sogenannten „Nukleationskernen" absetzen kann. Das sind grundsätzlich sämtliche kleine Partikel, die in der Luft so umherschweben. Staub, Ruß, Pollen, Salzkristalle, schon gebildete kleine Tropfen… Die Liste könnte noch unendlich weitergeführt werden. Ein weiterer Effekt, der die Tropfenbildung begünstigt ist, wenn die Nukleationskerne Salz enthalten. Dieses wirkt nämlich hygroskopisch, zieht Feuchtigkeit also an und bindet diese. Wenn man es nun schafft, salzige Hydrometeore in die Wolken zu bringen – die Wolken quasi zu „impfen" - würden diese theoretisch anfangen, auszuregnen. Dies könnte man dann nutzen, um bei wichtigen Veranstaltungen für gutes Wetter zu sorgen oder Dürren zu verhindern.
Auch bei der Hagelvermeidung kann man dieses Konzept anwenden, wobei man hier verhindern möchte, dass Eiskörner so lange in der Wolke bleiben, dass sich an ihnen große Mengen Wasser auskondensieren, welches dann gefriert und die Hagelkörner anwachsen lässt. Wenn sich sehr viele Nukleationskerne in der Unwetterwolke befinden, bilden sich in der Folge viel kleinere Hagelkörner, welche ungefährlich sind. Oder es ist sogar möglich, die Wolke ausregnen zu lassen, bevor der Hagel sich überhaupt bilden kann.
Dabei handelt es sich keineswegs um ein neues Konzept. Schon um 1900 versuchte man, Hagel durch den Beschuss der Wolken mit Ruß und Chemikalien zu verhindern. Dazu verwendete man spezielle Geschütze und Raketen. Und auch in der heutigen Zeit wird dies noch angewendet. In Thailand zum Beispiel setzt das Militär Flugzeuge ein, um die Wolken über Gebieten die von einer Dürre bedroht sind zu „melken". Sogar bei uns in Deutschland betreiben manche bayerische und pfälzische Gemeinden Flugzeuge, welche bei Hagelgefahr knapp unterhalb der Wolke fliegen und aus speziellen Fackeln eine Chemikalie ausstoßen, welche die Wolken zum Ausregnen bringen soll. Damit sollen Ernteausfälle vermieden werden. Selbst Mercedes-Benz setzt solche Flugzeuge ein, um Hagelschäden an auslieferungsbereiten Autos zu verhindern.
Damals wie heute ist es allerdings sehr umstritten, ob das Verfahren tatsächlich wirkt. Denn der Zustand in der Atmosphäre verändert sich ständig und auch der Zustand in der Wolke unterliegt die gesamte Zeit Änderungen. Somit ist es schwer, den richtigen Zeitpunkt abzupassen, die Wolken mit den Nukleationskernen zu impfen. Außerdem ist die Menge der Tropfen in der Wolke, welche potentiell zu Hagelkörnern werden könnten, um ein Vielfaches größer als die Menge der eingebrachten Kerne.