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Gespenstische Lichter

Kein Wetterphänomen ist so geheimnisvoll, wie die Kugelblitze. Geradezu unerklärlich versetzen diese schwerelosen Feuerbälle die Menschen seit Jahrhunderten in Staunen und Unglauben. Doch was ist ein Kugelblitz überhaupt? Und handelt es sich dabei nicht vielleicht einfach nur um einen Mythos?

Die Augenzeugen, die einen solchen Blitz beobachtet haben, sprechen von einem Ball aus Licht, welcher knapp über dem Boden schwebt und sogar durch Wände hindurchwandern kann, ohne Spuren zu hinterlassen. Seine Richtung ändert er dabei immer wieder wie von Geisterhand und weder Wind, noch Regen scheinen ihn zu beeinflussen. So plötzlich, wie er auftritt, löst er sich auch wieder auf und explodiert dabei teilweise. Sie können in geschlossenen Räumen oder auch im Freien, jedoch immer in der Umgebung von Gewittern entstehen. Wenn man diese Beschreibungen hört ist man erst einmal geneigt, sie als bloßes Hirngespinst abzutun. Eine unerklärliche, schwebende Lichtkugel? Das hört sich einfach zu sehr nach Geistern oder Ufos an... Doch tatsächlich sind Kugelblitze mehr als nur verwackelte Handyaufnahmen in den hintersten Nischen des Internets. Es gibt eine große Menge an Beobachtungen, welche teilweise sogar von Wissenschaftlern gemacht wurden und chinesischen Forschern ist es 2012 gar gelungen, einen der seltenen Blitze mit einem Spektroskop zu vermessen.

Auch, weil die Blitze nur sehr selten auftreten, tut sich die Wissenschaft bis heute schwer, eine eindeutige Erklärung für die Irrlichter zu liefern. Es gibt jedoch diverse Theorien, wie es zu den Blitzen kommen kann.

So vermuten manche Forscher, dass die Lichtkugeln entstehen, weil sich elektromagnetische Wellen zwischen der Gewitterwolke und dem Erdboden ausbilden. An diesen Wellen könnte die Luft dann ionisiert werden und ein Plasmaball bildet sich. Bei Experimenten mit einem Mikrowellensender konnte man dann tatsächlich kleinere Plasmabälle erzeugen, welche den Kugelblitzen in Aussehen und Lebensdauer sehr ähnlich sind und auch durch feste Objekte wandern können.

Ein weiterer Erklärungsversuch ist, dass normale Blitze in den Boden einschlagen und dabei eine chemische Reaktion auslösen, welche Silizium aus Sand oder Kieseln löst. Diese Siliziumwolke würde dann mit dem Sauerstoff in der Luft reagieren und dabei beginnen, zu leuchten. Auch bei dieser Methode konnten brasilianische Wissenschaftler im Labor Siliziumdampfbälle erzeugen, welche den Kugelblitzen sehr ähnlich sind. Diese Theorie gilt momentan als die wahrscheinlichste, denn die Aufnahmen der chinesischen Forscher zeigen, dass tatsächlich Elemente wie Silizium, Eisen und Kupfer in der Blitzkugel vorhanden sind. Elemente, welche auch im umliegenden Boden zu finden sind.

Eine andere, eher konservative Theorie ist, dass es sich bei den Kugelblitzen ganz einfach um optische Täuschungen handelt, welche durch die Blendung des Auges nach einem gewöhnlichen Blitz entstehen. Oder, dass starke elektromagnetische Strahlung im Gehirn zu Halluzinationen führt.

Es gibt natürlich noch eine Vielzahl weiterer Erklärungsversuche. Doch weil sie so selten auftreten, werden die Kugelblitze wohl noch einige Zeit lang durch die Grauzone zwischen tatsächlichem Wetterphänomen und bloßer Halluzination schweben...