Vor der Ostküste der USA tobt derzeit ein ausgewachsener Hurrikan. Der unter dem Namen Erin bekannte Tropensturm entstand bereits vor einigen Tagen östlich der Karibik und zieht nun in Richtung Norden. Anders als viele andere Hurrikans trifft dieser Sturm allerdings nicht auf Land, sondern bleibt mit seinem Zentrum dauerhaft über dem Atlantik, wodurch den Regionen in der Nähe die größten Schäden wohl erspart werden.
Hurrikan erreichte bereits höchste Stufe
Bereits in der Karibik hat der Sturm mit Böen von über 250 km/h die höchste Hurrikan-Stufe 5 erreicht. Über dem Atlantik nördlich von Puerto Rico wird teils von Windgeschwindigkeiten über 265 km/h berichtet. Auf den nahegelegenen Britischen Jungferninseln, sowie Puerto Rico und weiteren Inseln der nördlichen Karibik wurden viele Menschen vorzeitig evakuiert. Allein auf Puerto Rico waren in den vergangenen Tagen fast 160.000 Haushalte ohne Strom und Küstenbereiche überschwemmt. Wie durch ein Wunder gibt es in der Karibik keine Toten zu beklagen, allerdings kamen bereits neun Menschen auf den Kap Verden durch das Tief, aus dem sich Erin später entwickelte ums Leben, da hier außergewöhnliche Regenmengen fielen und für große Überflutungen sorgten. Nachdem der Sturm Anfang der Woche seinen Kurs in Richtung Nordosten geändert hatte, schwächt er sich derzeit langsam ab.
Nicht der Wind, sondern die Wellen sind die Gefahr
Anders als bei den meisten Hurrikans ist der starke Wind diesmal nur indirekt für die Gefahr und Zerstörung an Land verantwortlich. Der Grund dafür ist, dass das Zentrum des Sturms durchgehend weit außerhalb der Küstenregionen auf dem Atlantik liegt. Hier werden bei Windgeschwindigkeiten von über 200 km/h Wellen von über zehn Meter Höhe aufgetürmt, die sich bis zur Küste ausbreiten können. In dessen Folge entstehen auch gefährliche Strömungen und allgemein die Gefahr großflächiger Sturmfluten an der US-Ostküste. Zahlreiche Strände, Promenaden und andere Küstenbereiche an der Ostküste der USA wurden daher bereits vorbeugend abgesperrt. Erin ist besonders tückisch, da er an Land kaum oder nur wenig spürbar ist, aber dennoch für plötzliche Überschwemmungen sorgen kann. Auch die Schifffahrt ist von Erin betroffen, da teils große Umwege in Kauf genommen werden müssen.
Erin ist der früheste Stufe-5-Hurrikan einer Saison seit Beginn der Wetteraufzeichnung. In seinem Zentrum herrschte zwischenzeitlich ein Luftdruck auf Meereshöhe von unter 915 hPa. Dies entspricht in etwa den normalen Druckverhältnissen in 1000 Metern Höhe. Zudem ist er der erste größere Hurrikan der Saison, wodurch er sehr plötzlich und für viele unerwartet kam.
Auswirkungen auf das Wetter in Deutschland
In manchen Fällen schaffen es Hurrikans, die vor Florida einen Bogen nach Nordosten einschlagen, bis nach Europa vorzudringen. Auch Erin scheint diese Zugbahn zu nehmen und wird in den kommenden Tagen erst einmal einige hundert Kilometer vor New York oder Boston wüten und sich dabei langsam abschwächen. Windgeschwindigkeiten in Orkanstärke von über 117 km/h sind im Zentrum des Sturms aber weiterhin möglich. Am Wochenende beginnt Erin dann wohl den Atlantik nach Osten zu überqueren und könnte somit Mitte der kommenden Woche auf Deutschland treffen. Sollte dies der Fall sein, könnten wir nach einer kurzen warmen Phase und kräftigen Gewittern eher kühleres und windiges Wetter mit vielen Schauern erwarten. Nach einem ausgewachsenen Sturm sieht es allerdings nicht aus, das das Tief auf dem Weg nach Osten in bereits kühleren Regionen stark an Energie verliert.