Häufigere Hitzewellen, längere Dürren, steigende Gefahr durch Sturmfluten – der Deutsche Wetterdienst hat gemeinsam mit dem Extremwetterkongress Hamburg ein neues Faktenpapier veröffentlicht, das den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand zusammenfasst.
Vom 24. bis 26. September 2025 fand in Hamburg bereits zum 15. Mal der Extremwetterkongress statt. Die Tagung bringt Forschende verschiedener Disziplinen mit der Öffentlichkeit ins Gespräch, um die gesellschaftlichen Folgen der Klimakrise zu beleuchten.
Im Rahmen der Veranstaltung stellten der Deutsche Wetterdienst (DWD) und das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie ein 30-seitiges Papier vor, das die Auswirkungen der globalen Erwärmung auf Deutschland darlegt. Es enthält zahlreiche Grafiken zu Veränderungen bei Meeresspiegel, Vegetationsperiode, Hitze- und Kältetagen, Sonnenscheindauer, Schneefällen, Winterniederschlägen und Starkregen.
Zentrale Ergebnisse
Temperaturentwicklung:
Seit Beginn der systematischen Messungen 1881 hat sich Deutschland um rund 2,5 °C erwärmt – doppelt so stark wie der globale Durchschnitt. Jede Dekade seit den 1970er Jahren war wärmer als die vorherige. Hitzewellen sind häufiger und intensiver, während strenge Winterfröste abnehmen. Dennoch können auch künftig kalte Winter oder späte Frostereignisse auftreten.
Hitze:
Besonders auffällig ist die Zunahme von Hitzetagen: Sommertage über 25 °C haben sich seit den 1950er Jahren verdoppelt, Tage über 30 °C sogar vervierfacht. Extreme Hitze fordert unter allen Wetterextremen die meisten Todesopfer. Städte sind wegen dichter Bebauung und mangelnder Begrünung zusätzlich belastet, da sie nachts kaum abkühlen.
Niederschlag:
Die Regenmuster sind regional sehr unterschiedlich. Deutschland erlebte zuletzt extreme Gegensätze: 2023/24 den nassesten Zwölfmonatszeitraum seit Beginn der Aufzeichnungen, gefolgt von einer außergewöhnlich trockenen Phase im Frühjahr 2025. Starkregen-Ereignisse zeigen Hinweise auf eine Zunahme, besonders im Süden, doch die Datenlage ist noch begrenzt. Längere Trockenzeiten belasten Landwirtschaft und Wasserversorgung und erhöhen die Waldbrandgefahr – 2025 war dies mit vielen Tagen hoher Brandstufe deutlich sichtbar.
Wind und Sturm:
Hier zeigen sich keine klaren Trends. Durchschnittliche Windgeschwindigkeiten gehen leicht zurück, schwere Stürme treten tendenziell seltener auf. Tornados werden jährlich mit etwa 49 Fällen erfasst, ohne erkennbaren Zusammenhang zum Klimawandel.
Küsten und Meere:
An Nord- und Ostsee verstärkt der steigende Meeresspiegel die Gefahr durch Sturmfluten. In Cuxhaven wurden seit 1900 mehr als 25 cm Anstieg gemessen. Zudem erwärmen sich die Meere: Die Nordsee hat sich seit 1969 um 1,2 °C, die Ostsee seit 1990 um 1,9 °C erwärmt. Marine Hitzewellen treten häufiger und länger auf. Im Sommer 2025 gab es in der Ostsee mit 55 Tagen die längste jemals registrierte marine Hitzewelle.
Fazit
Der Klimawandel verändert das Extremwetter in Deutschland deutlich. Besonders Hitze, Trockenheit und Waldbrandgefahr nehmen stark zu. Niederschlag und Wind bleiben schwerer vorherzusagen, während an den Küsten Meeresspiegelanstieg und Erwärmung klare Risiken darstellen. In den kommenden Jahrzehnten sind weitere Belastungen zu erwarten – weshalb umfassende Anpassungsmaßnahmen unverzichtbar sind.